Lunch & Learn • Miteinander lernen und gemeinsam wachsen

Wie bekommt man eigentlich die Ausbildung junger Menschen in den Kontext von New Work?  Denn vor diesem Hintergrund wirkt der bekannte Spruch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ völlig aus der Zeit gefallen.

Imke Lambrecht, unsere Themengeberin beim 106. Lunch & Learn am 29. Juni ist sich absolut sicher, dass dieses bereits 1847 im Wörterbuch erwähnte Sprichwort ausgedient hat.  Doch gleichzeitig stellen sich Ausbilder*innen und all die Menschen die beruflich mit jungen Menschen zu tun haben die Frage: Was braucht es stattdessen?

Aktuell werden mehr als 26 % aller Ausbildungen vorzeitig abgebrochen und davon die Hälfte von den Azubis selbst. Die Gründe unter anderem, wie mit ihnen umgegangen wird.  Viele Ausbilder*innen und Ausbildungsbeauftragte sind überfordert und können sich nur schwer in die aktuellen Lebensrealitäten der jungen Menschen reinversetzen.

Ausbilder*innen dürfen sich hier vor allem diese Fragen stellen, was an Berufsprägung bei den jungen Menschen bereits da ist.  Denn jede*r Azubi ist anders und daher gilt es individuelle Angebote zu machen.   Ausbilder*innen sollten dabei am besten die Rollen von Berater*innen, Mentor*innen und Coaches übernehmen.

Und es ist wichtig, situativ, individuell und bedürfnisorientiert auf den jungen Menschen einzugehen. Es braucht die ganze Klaviatur von „enge Anleitung und klare Leitplanke“ bis hin zu „Was brauchst du?“. Es geht also um ein neues Mindset im Umgang mit den jungen Menschen. Es braucht eine ressourcenorientierte Haltung, eine Gärtner*innen-Haltung. Und keine Bildhauer*innen-Haltung.  Bildhauer*innen wollen etwas in eine bestimmte Form bringen. Gärtner*innen dagegen kümmern sich intensiv um alle Pflanzenarten gleichermaßen und wollen sie sie alle auf ihre Art zum erblühen bringen.

Und woran wird diese Gärtner*innen-Haltung sichtbar? Dazu braucht es folgende Reflexionsfragen für ein gelingendes Wachstum der jungen Menschen.

• Wie kann ich sie/ihn am besten bei uns integrieren? #anwurzeln
• Was braucht dieser junge Mensch zur Potenzialentfaltung? #düngen
• Wie gehen wir mit Fehlern/bei Herausforderungen und Konflikten miteinander um? #Unkrautjäten
• Wie kann sie/er das am besten umsetzen, was wir brauchen? Wie können wir sie/ihn unterstützen? #gießen
• Wir können wir reife Übernahmeentscheidungen treffen? #ernten (oder auch #umtopfen)

Imke sagte, dass sie auf einige dieser Fragen die besten Antworten erhält, wenn sie die Auszubildenden einfach auch mal selbst fragt: „Was brauchst Du, um… ?“  Die Ausbilder*innen, die sich als Gärtner*innen verstehen, sollten sich auch immer wieder selbst reflektieren. Und das geht am besten mit diesen Fragestellungen:

• Wie vermittle ich gehirngerecht das notwendige Wissen?
• Wie kann ich aufrichtig zuhören?
• Welche Vorbildrolle will ich einnehmen? Wie gelingt es mir, Vertrauen, Offenheit und Transparenz vorzuleben?
• Wie gehe ich mit Fehlern um?
• Und wie kann ich das wertschätzen, was da ist?

Bleibt die Frage zum Schluss, was wir aus dieser Session mitnahmen:

Imkes Beispiele und Erlebnisse aus der Praxis und ihre Empfehlung, dass es immer um die Ressourcenorientierung gehen darf. Statt den Fokus auf Probleme zu richten, sollte es um eine lösungsorientierte Prozess- und Lernbegleitung gehen.

Wichtig ist vor allem immer darauf zu schauen, was dieser junge Mensch als eigenständiges Individuum mitbringt.

Denn wie Simon Sinek in seinem Kurzvortrag auf YouTube zusammenfasst: „Es geht nicht ums Gewinnen, sondern darum, das Spiel am Laufen zu halten.